Glossar
Im folgenden werden die von ecobau verwendeten Definitionen und Begriffe aufgeführt, um das Verständnis und die einheitliche Anwendung sicherzustellen. Die Basis des Glossars ist u.a. die Methodik Baumaterialien ecobau.
(Alphabetisch)
Abspaltprodukt: Abspaltprodukte sind chemische Verbindungen, die z. B. während der Aushärtung von Silikon-Dichtungsmassen oder -Klebstoffen durch eine chemische Reaktion abgespalten und emittiert werden
Anwendungsbereites Baumaterial: Zubereitung, Mischung, Werkstoff oder Bauteil im Zustand, wie es verarbeitet wird. Produkte mit mehreren Komponenten werden im Zustand unmittelbar nach der vollständigen Mischung der Komponenten beurteilt.
Baumaterial: Material, das zur Erstellung von Bauwerken verwendet wird. Dabei kann es sich um eine Zubereitung, Mischung, reinen Stoff, Werkstoff oder Naturprodukt handeln. Als Synonym wird auch Baustoff verwendet. Die Bezeichnung eines Baumaterials hat keinen Bezug zu einem Hersteller.
Beispiele: Kalksandstein, Holzwerkstoffplatte, Steinwolle, PVC-Bodenbelag.
Bauprodukt: Als Bauprodukt bezeichnen wir ein hergestelltes und in Verkehr gebrachtes Erzeugnis eines bestimmten Herstellers mit klar definierten Eigenschaften, das zur Erstellung von Bauwerken verwendet wird. Ein Bauprodukt ist immer auch ein Baumaterial.
Beispiele: Kalksandstein eines bestimmten Herstellers mit einem Produktnamen, definierten Abmessungen, statischen und dämmtechnischen Eigenschaften; PVC-Bodenbelag eines bestimmten Herstellers mit einem Produktnamen, definierter Zusammensetzung, Dicke usw.
Bauteil: Ein aus verschiedenen Baumaterialien bestehendes Teil, das zur Erstellung von Bauwerken verwendet wird. Anforderungen an Baumaterialien in der vorliegenden Methodik gelten auch für Bauteile.
Beispiele: Türen, Fenster
Bausystem: Als Bausystem bezeichnen wir ein Bauteil, das aus systembedingten Bauprodukten eines bestimmten Herstellers zusammengesetzt ist. Die Bauprodukte sind nicht oder nur nach Angabe des Systemanbieters/Herstellers innerhalb der systemzugehörigen Bauprodukte eines Herstellers austauschbar. Anforderungen an Baumaterialien in der vorliegenden Methodik gelten auch für Bausysteme.
Beispiele: Verputzte Aussenwärmedämmung eines bestimmten Systemanbieters.
Beheizte Innenräume: Die Grundlage ist die Definition der Energiebezugsfläche nach SIA-Norm 380. Somit alle unter- und oberirdischen Geschossflächen, die innerhalb der thermischen Gebäudehülle liegen und für deren Nutzung ein Beheizen oder Klimatisieren notwendig ist. Geschossflächen mit einer lichten Raumhöhe von kleiner als 1.0m zählen nicht zur EBF (Definition gemäss Vorgabenkatalog Zusatz ECO).
Biozide: Biozide sind Wirkstoffe, die dazu dienen, auf chemischem oder biologischem Weg potenzielle Schadorganismen abzuschrecken, unschädlich zu machen, abzutöten oder in anderer Weise Schädigungen durch sie zu verhindern. Sie können durch Ausschwemmung in Gewässer oder in den Boden gelangen und dort lebende Organismen schädigen. Im Extremfall können unsachgemäss eingesetzte Biozide auch beim Menschen gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen.
Einstufungskriterien für die Bewertung: Hat ein Baumaterial oder Bauprodukt die Mindestanforderungen erfüllt, so werden diese nach den relevanten Einstufungskriterien bewertet. Die Einstufungskriterien beschreiben über die Mindestanforderungen hinausgehende Anforderungen, die erfüllt oder nicht erfüllt sein können (Methodik Baumaterialien ecobau oder Reglement der ecoProdukte). Je besser die Anforderungen erfüllt sind, desto besser wird die Bewertung.
Emissionsbewertung während Verarbeitung und Nutzung: Bewertung von gefährlichen Stoffemissionen aus Baumaterialien. Wenn möglich, erfolgt eine emissionsbasierte Bewertung auf Grundlage von Messungen und einer Bewertung der gemessenen Emissionen nach anerkannten Prüfverfahren. Ist eine solche Prüfung nicht möglich und nicht kritisch, erfolgt eine Bewertung der Inhaltsstoffe und deren Gefährdungspotenzials.
Emittierbare Schwermetalle: Aus metallischen Materialien an der Gebäudehülle können durch atmosphärische Schadstoffe („saurer Regen“) und Witterungseinflüsse langsam Schwermetalle herausgelöst werden. Die lange Lebensdauer von Metallen hat zur Folge, dass die Emissionen über Jahrzehnte andauern. Sie können zu hohen Metallgehalten in Böden, Gewässern und Sedimenten führen. Blei gehört zu den Stoffen mit besonders schwerwiegenden ökotoxikologischen und gesundheitlichen Auswirkungen. Das grösste Belastungspotenzial für Böden und Gewässer weisen Kupfer-, Titanzink- und verzinkte Stahlbleche sowie Blei auf (s. auch Gewässerschutzverordnung GSchV). Dies gilt für blanke, d. h. unbeschichtete Bleche, und für alle Arten von vorbewitterten oder vorpatinierten Blechen.
Fertig verarbeitetes Baumaterial: Zubereitung, Mischung, Werkstoff oder Bauteil im Zustand, wie es nach Verarbeitung, Aushärtung oder Trocknung vorliegt. Produkte mit mehreren Komponenten werden im fertig ausreagierten, korrekt verarbeiteten Zustand beurteilt. Die umweltrelevanten Bestandteile von pastösen und flüssigen Baustoffen werden am ausgehärteten Produkt beurteilt.
Formaldehydemissionen: Formaldehyd ist bei Zimmertemperatur ein farbloses Gas. Es wird als Bestandteil von Kunstharz-Bindemitteln eingesetzt. Formaldehyd ist jedoch auch ein natürlicher Bestandteil von Holz. Bei erhöhter Raumluftbelastung können gasförmige Formaldehydemissionen Reizungen der oberen Atemwege und der Augen verursachen. Bei chronischer Exposition kommen unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Unwohlsein dazu. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wertet Formaldehyd als wahrscheinliches Humankanzerogen mittlerer Gefährlichkeit.
Graue Energie (GE): Die nicht erneuerbare Primärenergie (Graue Energie) quantifiziert den kumulierten Energieaufwand der fossilen und nuklearen Energieträger sowie Holz aus Kahlschlag von Primärwäldern für die Herstellung und Entsorgung von Baumaterialien.
Lösemittelgehalt von Baustoffen: Gemäss Richtlinie 2004/42/EG sind Lösemittel wie folgt definiert: VOC (volatile organic compounds) mit einem Anfangssiedepunkt von höchstens 250 °C bei einem Standarddruck von 101,3 kPa, die allein oder in Verbindung mit anderen Stoffen zur Auflösung oder Verdünnung von Rohstoffen, Produkten oder Abfallstoffen, als Reinigungsmittel zur Auflösung von Verschmutzungen, als Dispersionsmittel, als Mittel zur Regulierung der Viskosität oder der Oberflächenspannung, als Weichmacher oder als Konservierungsstoff verwendet werden. Benzylalkohol wird auch zu den Lösemitteln gezählt.
Mindestanforderungen: Geringste Anforderungen, welche an die Baumaterialien gestellt sind und erfüllt werden müssen. Die Mindestanforderungen der Methodik Baumaterialien ecobau sind kongruent zu den Ausschlussvorgaben von Minergie-ECO.
Nachhaltige Rohstoffgewinnung: Die Rohstoffgewinnung ist nachhaltig, sofern der Abbau der natürlichen Ressourcen keine Einschränkung für die Nutzung durch zukünftige Generationen darstellt. Im Rahmen der Methodik ecobau werden Anforderungen an die nachhaltige Rohstoffgewinnung von Holz und Gesteinskörnungen für Beton gestellt.
Organische Verbindung: Eine Verbindung ist dann organisch, wenn die Verbindung kohlenstoffbasiert ist und diese Kohlenstoffatome vor allem Wasserstoffatome gebunden haben.
Treibhausgasemissionen (THG-E): Die Treibhausgasemissionen quantifizieren die kumulierten Wirkungen verschiedener Treibhausgase bezogen auf die Leitsubstanz CO2 für die Herstellung und Entsorgung von Baumaterialien. Die Treibhausgasemissionen beeinflussen den Treibhauseffekt, d. h. sie führen zu einer Erwärmung der Atmosphäre.
Umwelt- und gesundheitsrelevante Bestandteile: Während der Verarbeitung und Nutzung der Baustoffe können Bestandteile freigesetzt werden, die schädlich für die Gesundheit und/oder Umwelt sind. In der Methodik ecobau sind die Stoffe nach geringer und hoher Gefährdung eingestuft, basierend auf den H-Sätzen (H steht für «hazard») nach der EU-Gefahrenkennzeichnung (Verordnung Nr. 1272/2008). In der Verarbeitungsphase werden nur die gesundheitsrelevanten Bestandteile bewertet, für die Nutzungshase zusätzlich die umweltgefährdenden.
Verkauftes Baumaterial: Zubereitung, Mischung, Werkstoff oder Bauteil im Zustand und dem Gebinde, wie es verkauft, bzw. auf der Baustelle angeliefert wird. Für Produkte mit mehreren Komponenten werden die einzelnen Komponenten beurteilt.
Verwendungszwecke: Um Baumaterialien und Bauprodukte vergleichbar zu bewerten, werden nur solche mit gleichem Verwendungszweck, z. B. Wärmedämmschichten mit gleicher Dämmleistung, miteinander verglichen. Materialien können in verschiedenen Verwendungszwecken vorkommen und somit eine andere Bewertung erhalten.
Zielwerte: Die Methodik definiert für die Indikatoren GE und THG-E je zwei Werte, die eine Zuordnung in die Kategorie «gering» oder «mittel» zulassen. Diese Werte sind je nach Verwendungszweck und Indikator unterschiedlich. Sie basieren auf der Berechnung der Indikatoren für die relevanten Materialien in einem Verwendungszweck. Baumaterialien, die unter dem Zielwert «gering» liegen, sind besonders vorteilhaft in Bezug auf diese Indikatoren. Baumaterialien zwischen den Zielwerten «gering» und «mittel» weisen höhere Werte auf. Die Zielwerte markieren für diese Indikatoren die Grenze zwischen 1. Priorität (eco1), 2. Priorität (eco2) und ecoBasis (über dem Zielwert «mittel»).