PFAS Schadstoffe

PFAS – die zu den sogenannten „Forever Chemicals“ gehören – stellen auch im Bauwesen eine wachsende Herausforderung dar. Ecobau zeigt auf, wo sie vorkommen, welche Risiken bestehen und wie die Instrumente von ecobau helfen, PFAS zu vermeiden.

Einführung

Der aktuelle wissenschaftliche Kenntnisstand zu PFAS im Bauwesen ist derzeit (Oktober 2025) noch begrenzt; entsprechend fehlen viele Methoden und Strategien. Ecobau kann daher aktuell nur eingeschränkte Hilfestellung bieten, wird das Thema aber weiterverfolgen und seine Instrumente laufend aktualisieren. Die vorhandenen Möglichkeiten und Handlungsspielräume sind im Folgenden beschrieben.

In der EU wird derzeit eine umfassende Regulierung bis hin zu einem Verbot vieler PFAS diskutiert. In der Schweiz gelten bereits Grenzwerte für einzelne PFAS im Trinkwasser und in Lebensmitteln. Weitere Regelungen zu Böden, Abfällen, Altlasten und Gewässereinleitungen sind in Erarbeitung[1].

Was sind PFAS?

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind eine grosse Gruppe von mehreren tausend synthetischen Chemikalien, die seit den 1940er-Jahren in zahlreichen Industrie- und Konsumprodukten eingesetzt werden. Charakteristisch für PFAS ist die besonders stabile Bindung zwischen Kohlenstoff und Fluor, welche für aussergewöhnliche Eigenschaften wie Wasser-, Fett- und Schmutzabweisung, chemische Beständigkeit sowie Kälte- und Hitzetoleranz sorgt. Deshalb finden PFAS breiteste Anwendung in Bereichen wie Bauwesen, Textilien, Lebensmittelverpackungen, Elektronik oder Brandschutz.

Worin besteht die Problematik mit PFAS?

Die hervorragende Stabilität der PFAS macht diese gleichzeitig zu einem erheblichen Umweltproblem: Sie sind kaum biologisch abbaubar, reichern sich in Böden, Gewässern und Lebewesen an und können über weite Strecken transportiert werden. Die bisher getesteten PFAS wirken toxisch auf Boden- und Wasserorganismen, insbesondere auf Fische, Amphibien und wirbellose Arten, indem sie Entwicklung, Fortpflanzung und Immunfunktionen beeinträchtigen. Aber auch für den Menschen sind PFAS bedenklich. Für einige Verbindungen ist mittlerweile bekannt, dass sie krebserregend sind, das Hormonsystem beeinflussen oder das Immunsystem schwächen. Deshalb sind sich die Regierungen immer mehr Länder einig: PFAS-Einträge sollen in Zukunft vermieden oder sogar der Einsatz von PFAS verboten werden.

Wie erkenne ich, ob ein Material PFAS aufweist?

PFAS sind aufgrund ihrer Vielzahl schwer nachweisbar. Bis heute gibt es keine Analysemethoden, die alle PFAS ohne Einschränkungen erfassen können. Bestehende Verfahren sind entweder auf wenige Leitverbindungen beschränkt oder wenig empfindlich. Deshalb fehlen auch für die im Bauwesen am häufigsten vorkommenden Fluorpolymere[2] derzeit geeignete Messmethoden. Eine Kennzeichnungspflicht für PFAS gibt es nicht; lediglich für einzelne besonders besorgniserregende Stoffe bestehen Informationspflichten gemäss REACH-Verordnung.

PFAS können in folgenden Formen im Bauprodukt vorkommen:

  • Bestandteil des Produkts (z. B. Additive oder Bindemittel)
  • Bestandteil einer Oberflächenbehandlung oder Imprägnierung
  • Rückstand oder Abbauprodukt aus Herstellungsprozessen.

Welchen Einfluss haben PFAS-haltige Materialien auf das Recycling oder die Entsorgung?

Die Entsorgung und das Recycling von PFAS-haltigen Materialien stellt eine grosse Herausforderung dar. Aufgrund ihrer grossen Stabilität zerfallen PFAS bei den üblichen Verfahren nicht. In Schmelz- oder Verbrennungsprozessen können PFAS giftige Abbauprodukte[3] bilden. Schon kleine PFAS-Mengen können ganze Recyclingchargen kontaminieren, was die Herstellung unbelasteter Recyclingprodukte schwierig macht.

Die Auswirkungen von PFAS-belasteten Recyclingmaterialien auf Menschen und Umwelt sind noch nicht geklärt. Sie sind je nach Einsatzzweck und Material unterschiedlich, da die PFAS sowohl mobilisiert (und damit in die Umgebung austreten) als auch im Bauprodukt stabil eingebunden werden können.

Ecobau stellt sich auf den Standpunkt, dass die Anwendung von geringfügig mit PFAS kontaminierten Recyclingmaterialien in Bereichen, wo weder eine Bewitterung noch ein direkter Kontakt mit stark belasteten Oberflächen stattfinden kann, weiterhin möglich sein soll.  

Wo werden PFAS im Bauwesen eingesetzt?

Aufgrund ihrer positiven funktionalen Eigenschaften finden PFAS in einer Vielzahl von Bauprodukten Verwendung:

Anwendungs­bereich

Typische Produkte

Beispiele für PFAS-Verwendung

Relevanz bei Rückbau/Entsorgung

Fassade & Aussenbereich

Fassadenfarben, Imprägnierungen, Hydrophobierungen, Beton- und Natursteinbehand­lungen

Wasser-, schmutz- und ölabweisende Oberflächen,  bessere Farbverteilung

PFAS werden ins Meteorwasser ausgewaschen → Gefahr für Böden & Grundwasser; belastete Bauabfälle

Innenausbau

Teppiche, Vorhänge, Tapeten, Möbelstoffe, Wandfarben

Imprägnierungen gegen Flecken, Schmutz und Feuchtigkeit

Rückbau erzeugt PFAS-haltigen Staub; Recycling kaum möglich → meist Verbrennung problematisch

Dach & Abdichtung

Dachbahnen, Dichtungsfolien, Membranen

PTFE (Teflon) in Abdichtungen und Dachsystemen

Freisetzung bei mechanischem Abrieb; Verbrennung problematisch

Klebstoffe & Dichtstoffe

Silikone, Fugendicht­stoffe, Spritzschaum

PFAS für Haltbarkeit, Elastizität, wasser­ab­weisende Ausrüstung

Schwer zu identifi­zieren, häufig in Mischfraktionen; kann Recycling verunmöglichen

Haustechnik

Rohre, Dichtungen, Dichtungsbänder, Ventile

PTFE-Dichtungen (z. B. Teflonband bei Gewinden)

Bleiben meist unentdeckt im Bauabfall; Verbrennung problematisch

Brandschutz

Feuerfeste Beschichtungen, Kabelummantelungen

PFAS als Flammschutzmittel oder Isolationszusatz

Problematisch im Brandfall → Freisetzung giftiger Verbindungen

Oberflächen & Böden

Laminat, Vinylböden, Holzbeschichtungen

PFAS für Abriebfestigkeit und leichte Reinigung

Rückbau erzeugt PFAS-haltigen Staub; Recycling kaum möglich → meist Verbrennung problematisch

Bauhilfsmittel

Schalungsöle, Trennmittel, Arbeitsschutzkleidung

PFAS für bessere Trennwirkung oder wasserabweisende Ausrüstung

Rückstände kontaminieren Beton und Böden; Schaltafeln und Schutzkleidung als Sonderabfall

Technische Textilien

Planen, Markisen, Geotextilien

Witterungsbeständig, wasser- und ölabweisend

PFAS werden ins Meteorwasser ausgewaschen → Gefahr für Böden & Grundwasser; belastete Bauabfälle

Tabelle 1: Typische Einsatzbereiche von PFAS im Bauwesen (keine abschliessende Liste).

Wie steht ecobau zum PFAS-Problem?

Der Einsatz von «Forever Chemicals» bzw. PFAS so schnell wie möglich gestoppt werden. Nur so lassen sich Schäden an Umwelt und Gesundheit sowie künftige Verwertungsprobleme vermeiden.

Wie können PFAS im Bauwesen vermieden werden?

Weil PFAS in Bauprodukten weit verbreitet sind, ist es sehr schwierig, diese komplett zu vermeiden. Mit folgenden Massnahmen kann der Einsatz von PFAS im Baubereich reduziert oder sogar weitgehend vermieden werden:

Phase

Massnahme

Zuständ.

Planung

  • Frühzeitige Festlegung, dass PFAS-haltige Materialien nicht verwendet werden dürfen, z.B. im Gebäudestandard oder Immobilienstrategie
  • Verzicht auf fleckenempfindliche oder stark saugende Materialien
  • Eigene Recherche zu verfügbaren PFAS-freien Alternativen (z. B. fluorfreie Imprägnierungen, Silikon- oder Nanobeschichtungen, biobasierte Materialien)

Bauherr


Planende

Planende

Ausschreibung

  • Erwähnung des PFAS-Verbots und den Konsequenzen eines Verstosses in den Leistungsverzeichnissen: «Frei von PFAS»
  • Nutzung von Produktdatenbanken und Labels, welche Produkte ohne gesundheits- und umweltrelevante Inhaltsstoffe kennzeichnen
  • Verlangen von Nachweisen wie Umwelt-Produktdeklara­tionen (EPDs), Herstellerbestätigungen oder Zertifikaten, bei grossen Mengen sogar Tests (Kennzeichnungssystem aktuell dysfunktional)

Planende

 

Planende

Planende

Umsetzung / Bau

  • Einzusetzende Produkte mit Unternehmungen klären
  • Lieferanten und Subunternehmer über das PFAS-Verbot informieren
  • Die zu verwendenden (PFAS-freien) Produkte mit Unternehmungen bestimmen
  • Dokumentation der eingesetzten Produkte und Materialien für eine spätere Rückverfolgbarkeit

Bauleitg.
Bauleitg.

Bauleitg.

Bauleitg.

Kontrolle / Qualitätssicherung

  • Stichprobenartige Prüfung von Produkten und Materialien anhand der Angaben auf der Verpackung und den zugehörigen Sicherheitsdatenblättern oder mittels Materialbeprobung
  • Dokumentation und Ablage der Nachweise im Bauwerksdokumentationssystem (z. B. BIM, Materialpässe).

Bauleitg.



Bauleitg.

Tabelle 2: Mögliche Massnahmen zur Vermeidung des Einsatzes von PFAS im Baubereich.

Wie helfen die Instrumente von ecobau, PFAS zu vermeiden?

Die Methodik Baumaterialien ecobau, auf der die Instrumente ecoBKP, ecoDevis und ecoProdukte basieren, hilft bereits heute, PFAS-haltige Bauprodukte zu vermeiden und umweltfreundliche Alternativen zu finden. Produkte oder Materialien, die aufgrund ihres PFAS-Gehalts relevante Gefahrenhinweise (H-Sätze) tragen, erhalten keine Bewertungsklassen eco 1 oder eco 2 (entspricht in den ecoBKP und ecoDevis 1. oder 2. Priorität).

Da es jedoch Fälle geben kann, in denen kleine Mengen PFAS unterhalb der Deklarationsgrenze verwendet werden oder PFAS ohne relevante H-Sätze zum Einsatz kommen, kann nicht vollständig garantiert werden, dass alle empfohlenen Materialien und Produkte PFAS-frei sind.

Weiterführende Informationen

 

Veranschaulichung von PFAS-Vorkommen in Bauprodukten

 

Quelle: Studie «PFAS i Byggeriet », Link: https://rgo.dk/wp-content/uploads/EN_PFAS-LIT_study_PFAS-circle-scaled.jpg

 

[1] Quelle: SNAT: Rudin E, Aicher L, Heuberger M, Kroll A, Stamm C (2025) PFAS: Vorkommen, Risiken und Handlungsansätze. Swiss Academies Factsheets 20.

[2] Siehe weiterführende Informationen, „PFAS i byggeriet“.

[3] Z.B. Fluorwasserstoff oder perfluorierte Zwischenverbindungen