Nachhaltige Beschaffung und die Instrumente von ecobau

8.2.2024

Mit dem revidierten Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen wird die Nachhaltigkeit als wichtiger Grundsatz verankert. Die Beitrittsverfahren sind noch am Laufen, aber schon heute können Bauherren verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit aktiv einfordern.

Im Folgenden werden kurz die Ansatzpunkte erläutert, mit welchen Bauherren die Instrumente und Angebote von ecobau einsetzen können.

Fachpartner ecobau als Nachweis bei Eignungskriterien

Eignungskriterien (EK) beziehen sich auf die Anbietenden. Es ist zu klären, ob die Anbietenden technisch, fachlich und organisatorisch im Stande sind, den Auftrag gemäss den Vorgaben auszuführen.

Hilfsmittel ecobau

Für ein Kriterium «fachliche Kenntnisse in Bezug auf Nachhaltiges Bauen» kann der Fachpartner ecobau (und/oder Minergie-Fachpartner) als Nachweis eingefordert werden. Den «Fachpartner ecobau» erhalten Personen, die den Lehrgang ecobau mit Abschlussarbeit absolviert haben oder nachweisen können, dass sie über Kenntnisse und Referenzen verfügen (Aufnahme sur Dossier). Die Liste der Fachpartner findet sich hier. Jeder Fachpartner erhält auch eine schriftliche Bestätigung.

Für ein Planerwahl Kriterium «Ausschreibung nach ökologischen Grundsätzen» muss der Fachplaner nachweisen, dass er mittels einer vom CRB nach IFA18 zertifizierten Software ausschreibt und die Software in der aktuellsten Version vorliegt. Nur dann ist gewährleistet, dass die Materialempfehlungen und Vorgaben in Bezug auf Nachweise (ecoDevis) auf dem aktuellen Stand sind. Der CRB vergibt den Softwareherstellern eine Bestätigung der Zertifizierung.

Technische Spezifikation – Methodik ecobau als Grundlage

Technische Spezifikationen müssen durch das angebotene Produkt zwingend erfüllt werden (Mindeststandard). Vorgaben lassen sich hauptsächlich aus der Anforderung «Schadstoff-frei» und «Schonung der Umwelt» ableiten. Als Vergabestelle können sie z.B. bei Materialien einen bestimmten Prozentsatz an recycliertem oder wiederverwendetem Material vorgeben oder dass das Produkt kreislauffähig ist. Auch in Bezug auf Transport können Vorgaben gemacht werden.

Hilfsmittel ecobau

Die Methodik Baumaterialien ecobau listet verschiedene Kriterien auf, die für Bauleistungen relevant sind. Aus diesen können Mindeststandards definiert werden. Ebenso definiert sie deren Nachweise und Grundlagen.

So können Sie bei der Anforderung «Formaldehydfreie Produkte» auf den in der Methodik definierten Nachweis für verschiedene Produktgruppen Bezug nehmen. Als Nachweis würden sich z.B. die ecoProdukte Bewertung eignen (Zuschlagskriterium/Bewertung).

Sollen Baumaterialien eine Lebenszyklusbetrachtung der Umweltwirkungen mitliefern müssen, so können z.B. die Bewertungsbestätigung der ecoProdukte als Nachweis dienen.

Wird entschieden, die Ausschlussvorgaben von Minergie-ECO als Mindeststandard einzufordern, können diese aus dem Vorgabenkatalog definiert werden. Produkte, die eine ecoProdukte Bewertung erhalten haben, erfüllen diese Kriterien immer (von eco1 bis ecoBasis).

Für die Mindestanforderung eines Gebäudes kann die Berechnung der grauen Treibhausgasemissionen oder/und der grauen Energie für die Erstellung eingefordert werden. Tools finden Sie hier.

Zuschlagskriterien und Gewichtung: Vorgaben ecoBKP, Nachweise ecoProdukte Zertifikate

Art. 29 Zuschlagskriterien sagt: Das Kriterium der «Nachhaltigkeit» beinhaltet die drei Dimensionen Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Soziales. Die Dimension Umwelt wird durch die Aspekte der Umweltverträglichkeit sowie der Ressourcenschonung und Ressourceneffizienz definiert. Diese Aspekte können Faktoren wie Schadstoffgehalt, Wasser-, Boden- und Luftbelastungen sowie Energie-, Wasserverbrauch oder Beeinträchtigung der Biodiversität beinhalten. Die Methodik Baumaterialien ecobau hat diese Aspekte zur Bewertung von Baumaterialien integriert. In Bezug auf die Gewichtung kann das Bewertungssystem im ecoBKP, ecoDevis und ecoProdukte genutzt werden.

Hilfsmittel ecobau

Eine Gewichtung der Umweltwirkung in der Erstellung können die Grenzwerte von Minergie-ECO in Bezug auf Graue Energie und Treibhausgase bewertet und gewichtet werden.

Einen möglichst hohen Beitrag (Gewichtung) kann erreicht werden, indem Materialempfehlungen aus dem ecoBKP (1 und /oder 2. Priorität gefordert werden). Dies deshalb, weil diese Materialien im Durchschnitt weniger Graue Energie und Emissionen für eine bestimmte Leistung verursachen. Als Nachweis können die ecoProdukte-Zertifikate eingefordert werden.

Werden spezifische Eigenschaften als erwünscht eingefordert, z.B. biozidfrei, formaldehydfreiheit, Recycling kann der Nachweis über die ecoProdukte – Detailbewertung erfolgen. Hier zeigt sich, ob das Produkt dieses Kriterium erfüllt.

Auch die Vorgaben im Vorgabenkatalog zum Zusatz ECO bieten Ansatzpunkte einzelne Anforderungen besonders hervorzuheben, wie z.B. die Vorgaben zu Wassersparkonzept (Apparate und Armaturen), Umgang mit Regenwasser, Tierfreundliche Gestaltung, oder Bodenschutz.

Bsp. Mobiliarlieferanten und Inneneinrichtung (Bsp. von Kriterien)

Lieferantinnen und Lieferanten müssen sich verpflichten, für jede Phase des Lebenszyklus des betreffenden Mobiliars die Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen.

  • Hölzer und Holzwerkstoffe aus nachhaltiger Produktion mit Nachweis Herkunftszeichen Schweizer Holz HSH, FSC- bzw. PEFC-Label oder gleichwertigem Label. Angabe der Holzherkunft und Art des Holzes
  • Bescheinigung der nachhaltigen Holzherkunft für mindestens xx % oder
  • Einsatz von Holzwerkstoffen mit formaldehydfreier Verleimung, mit formaldehydhaltiger Verleimung und einer Formaldehyd-Ausgleichskonzentration ≤ 0,02 ppm oder mit allseitig aufgebrachter diffusionsdichter Beschichtung. Keine Verarbeitung lösemittelverdünnbarer Produkte auf der Baustelle. (Vorgaben gemäss ecoBKP 273)
  • Mineralwollplatten für Hinterlagen von Wandbekleidungen in beheizten Innenräumen: Produkte ohne Formaldehyd im Bindemittel oder mit nachweislich niedrigen Formaldehydemissionen. Nicht erlaubt: Produkte, welche mehr als 25 ug/m3 Formaldehyd gem. CEN/TS 16516 emittieren (ecoBKP 282)

Weitere Informationen

Wissensplattform nachhaltige öffentliche Beschaffung WöB (woeb.swiss)

Relevanzmatrix 

Webseite KBOB mit verschiedenen Merkblättern

Empfehlungen der KBOB und der BKB für die Amtsleitungen zur Umsetzung der Beschaffungsstrategie der Bundesverwaltung

Faktenblatt «Bagatellklausel» bei Bauaufträgen (PDF, 321 kB, 23.10.2020)

Kompass Nachhaltige Beschaffung

Einzelne Artikel der IVöB erklärt – Musterbotschaft BPUK (D, F, I)

Vergleich alte und neue IVöB (Synopse) – BPUK 

Kurse verschiedener Anbieter zu finden auf Webseite: neugegründete IAöB (Interessensgemeinschaft eidg. Abschlüsse öffentliche Beschaffungen

Die Rechner können an Anbieter abgegeben werden, um ihre Umweltleistung nachzuweisen (z.B. Holzrechner, Betonsortenrechner, Transportrechner)

Präsentationen von 2021

Paul Eggimann, KBOB und Marianne Stähler, ecobau